Martolos

Martolos, Plural Martolosen (von gr. amartolos, „korrupt, fehlgegangen“; oder eher armatolos, „bewaffnet“) bezeichnete ab dem 15. Jahrhundert besoldete osmanische Sicherheitskräfte, die aus orthodoxen Christen des Balkans (an den Grenzen des Reiches oft Walachen oder slawisierte Maurowalachen – beide Gruppen lebten nach dem Jus Valachicum – aber auch andere Südslawen oder Griechen, vgl. Armatolen) rekrutiert wurden.

Martolos waren in Dschamaaten (Gemeinschaften) organisiert und wurden von Muslimen angeführt (martolos ağa, martolos başı). Die Osmanen zogen sie für verschiedene Polizeiaufgaben heran, z. B. als Grenzwache in Friedenszeiten, zur Bewachung von Festungen, Bergwerken und Straßen (türk. derbend), sowie als Spione und als Steuereintreiber.

Als Angehörige der Askerî-Schicht durften Martolos erbliche Tımars besitzen, behielten ihren christlichen Glauben, erhielten einen täglichen Sold und waren von der Dschizya-Pflicht sowie von anderen Steuern ausgenommen. Dennoch waren die meisten bloß Soldempfänger, und nur wenige besaßen Tımars.

Im 16. und im 17. Jahrhundert nahmen Martolos an Plünderungen in Kroatien und Dalmatien teil und dienten gelegentlich als Vorhut. Wegen besserer Bezahlung standen viele auch in österreichischen Diensten. Im 17. Jahrhundert wurden sie von den Osmanen zur Bekämpfung aufständischer Heiducken herangezogen, wobei sie teilweise zu den Aufständischen überliefen. 1692 verbot die Pforte Christen den Dienst in Martolos-Einheiten, 1722 ging der Einheitentyp im Pandurenamt auf.

In Nordmakedonien existierten wenige Martolos bis zu den Tanzimat-Reformen im 19. Jahrhundert weiter. Neben Kleften sind sie zu einem Sujet der griechischen episch-romantischen Poesie geworden.


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